SAGENHAFT
Die Sagen der antrischen Leute
Aus Luttach
Die Sage von Stöckma Röe in Luttach
Wer glaubt, nur in Prettau hätte es im Ahrntaler Bergbau gegeben, irrt. Auch ober Luttach gruben mutigen Männer Stollen in den Berg. Von einem solchen Loch erzählt die Sage, die Geschichte von drei Burschen, die vom Glitzer so sehr geblendet waren, dass sie allen Ernstes glaubten reich werden zu können. Geht nur hinauf und schaut nach im Stöckma Röe.
Der Schatz im antrischen Loch.
aus J. Adolf Heyel, Sagen aus Tirol
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Fast an jedem antrischen Loch im Ahrntal klebt eine Schatzsage. Es muss in früheren Jahrhunderten eine wahre Leidenschaft gewesen sein nach Schätzen zu suchen und zu graben, so erzählt ein Fütterer aus Luttach folgendes:
Es war einmal als er noch im Schwarzenbach drinnen die Kühe hütete ein arges Wetter, es blitzte, donnerte und schauerte so sehr, dass sich die Hüterbuben ordentlich fürchteten. Unter eine Baum zu stehen getrauten sie sich nicht, weil da leicht der Blitz einschlagen könnte, und so liefen sie ein Stück weiter hinauf zu einer Felswand, an der unten eine große Höhle war und suchten in der Höhle Scherm.
Da sehen sie auf einmal ober ihren Köpfen großmächtige Kristalle herunterhängen die wunderbar funkelten und glänzten. Diese waren so groß wie ein Mensch in der Länge und Dicke. Die Buben wären gern hinaufgeklettert und hätten diese glitzernden Brocken herabgeschlagen, aber die Seitenwände des Felsloches waren zu steil und zu hoch. Auch ging es schon dem Abend zu, und da heiße es die Kühe heimtreiben zum Melken. Sie sagten: Morgen nehmen wir eine Leiter mit und schlagen die Kristalle herab. Dann werden wir recht reich!
Aber tags darauf und auch später fanden sie die Höhle nicht mehr.
Aus Weißenbach
Der Mitterbach in Weißenbach
Ja, ja, der Mitterbach, das Kleinod von Weißenbach. Schön ist es da. Und natürlich antrisch, wenn man ordentlich danach sucht. Und wieder spielt ein Loch eine wesentliche Rolle. Und so lange Haare, wie man sich es kaum vorstellen kann.
Die antrische Dirn
Aus H. Fink, Verzaubertes Land
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Am Weg von Weißenbach zur Tristenbachalm hielten sich in einem Felsloch Antrische Frauen auf. Eine von ihnen war ein schlankgewachsenes Mädchen, dem die Haare über den Rücken bis zu den Kniekehlen herabhingen. In der Einsamkeit des Bergwerkslebens flüchtete die Schöne ins Dorf, um an einem Hof Arbeit anzunehmen. Sie wollte nur um Brot und Unterkunft dienen, niemal aber nach ihrer Herkunft befragt werden. Als aber die Bäuerin sie trotzdem versuchte sie nach ihrer Abstammung auszuhorchen, wandte sich die Antrische ab und kehrte weinend in ihr Felsloch zurück
Die Schätze in Weißenbach
aus J. Adolf Heyel, Sagen aus Tirol 1897 S. 641
Nach einer alten Sage zieht sich eine Goldader von der Mitterbacheralm bis zur Alm im Trattenbach. Auf einer Wiese in der Weißenbacher Alm ist ein Schatzloch. Da war es, dass die Hüterbuben einmal den Schatz herausgraben wollten. Als sie schon auf eine Platte stießen. Unter welcher der Schatz liegen musste, schrei es von weitem: „Die Kühe walgen ab! Die Kühe walgen ab!“
Die Hirten liefen entsetzt auf die Weide zu den Kühen, sahen aber zu ihrem Erstaunen, dass diese alle unversehrt weideten, keine einzige war abgekugelt. Wie sie nun wieder zum Schatzloch zurückkehrten, fanden sei die Platte und das Loch nicht mehr vor.
Aus St. Johann
Zwei Sagen
Das muss man gesehen haben. Die Marmorspur zwischen Frankbach und Schwarzenbach. Weiß wie eine Blüte. Dort oben entstand wohl die Sage von den Hüterbuben, die eine Küche fanden, aber keinen Koch dazu. Wir können uns an diesem Tag auch einem Knäuel annehmen und einem katastrophalen, aber menschlichen Fehlers.
Eine Küche in St. Johann
Das antrische Loch
aus J. Adolf Heyel, Sagen aus Tirol 1897 S. 608
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Ein alter Fütterer erzählt allen Ernstes und mit der heiligsten Versicherung der Wahrheit folgendes: Als Bub von 14 bis 18 Jahren musste er im Schwarzenbach in St. Johann in Ahrn das Vieh hüten. Einmal war er wieder mit mehreren anderen Hüterbuben draußen beim Vieh, als sie auf einmal oben aus einer Felswand Rauch herauswirbeln sahen. Sie gingen, die Felswand untersuchen und trafen ein antrisches Loch an. Sie krochen hinein und bald wurde der Gang so weit und hoch, dass sie aufrecht gehen konnten. Nachdem sie ungefähr 100 Schritte vorwärts gegangen waren, tat sich der Gang auf einmal zu einer großen und sauberen Küche auseinander. Auf dem Herde glühte noch die Asche, aber Holzvorräte sahen sie in der Küche keine, nur eine rostige Axt, ein Hammer und noch anderes Werkzeug lagen in einem Winkel, und oben hinauf zog sich der Rauch durch ein Loch. Ein menschliches Wesen kam ihnen nicht unter.
Platterwand in St. Johann
Die antrische Dirn
aus J. Adolf Heyel, Sagen aus Tirol
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Einmal war beim Platter eine antrische Dirn im Dienst. Nachdem sie längere Zeit treu und redlich gedient hatte, und es gut gehabt hatte bei den Leuten auf dem Hofe, schenkte sie der Bäuerin einen Zwirnknäuel und sagte: Du sollst immer den Anfang vom Faden suchen, aber nie nach dem Ende fragen, dann wird der Knäuel nie gar werden. Die Bäuerin hatte sehr lange an dem Knäuel. Einmal aber „vergachte“ sie sich und fragte nach dem Ende und in dem Moment war das Ende da und der Knäuel fertig.
Aus Steinhaus
Das Hochfeld in Steinhaus
Spazieren wir also diesmal in Steinhaus schattseitig hinauf zu den antrischen Leuten, von denen die Mär geht, dass sie in Löchern daheim sind und wildfremde Menschen, Wanderer zumeist, um etwas zu Essen bitten. Freundlich sollen sie sein. Schauen wir selbst.
Die antrischen Leut
aus J. Adolf Heyel, Sagen aus Tirol 1897 S. 606
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Durch das Tauferer- und Ahrntal geht die Sage, von den antrischen Leuten und antrischen Löchern. Fast an jede m Berghang findet sich nämlich ein Loch in den Fels gehauen, ein sogenannter Schurf nach Metallen. Mancherorts hat man das Schürfen schon nach einem Meter wieder aufgegeben, andere Gänge sind an die 30 bis 50 Meter lang.
Fragst du nun die Leute, was diese Löcher zu bedeuten haben, so antworten sie: „Das ist ein antrisches Loch, da sind die antrischen Leute drinnen gewesen“ Unter diesen antrischen Leuten stellt sich das Volk kleine, in der Regel harmlose, meist freundlich gesinnte menschliche Wesen vor, welche in ganzen Familien einfach und karg von jeher in diesen Höhlen wohnen. Sie kommen nur selten heraus, nur, wenn sei von den Menschen etwas wollen, meist etwas zu Essen, und dann zeigen sie sich für die Wohltat dadurch erkenntlich, dass sie dem freundlichen Geber einen Schatz zeigen oder ihm etwas Wertvolles schenken.
Aus St. Jakob
In die Hollenze in St. Jakob
Weit über den Dächern von St. Jakob führt das Hörndle hinüber in das Zillertal. Ein weiter Weg. Aber schön. Es ist auch kein Wunder, dass mal einer dort oben Blätter für Gold gehalten hat. Und ein anderer fand Hammer und Meißel, doch auch das führte nur zu Verdruss.
Das Goldwantl
aus Leander Petzold, Sagen, Märchen und Schwänke aus Tirol
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Das Reicheckmandl hat immer in der Hollenze allerhand Bosheit getrieben, davon haben sie viel erzählt. Es hat den Sennern in der Nacht die Bettdecke weggezogen und das Vieh in Unruhe gebracht. Einer hat das Vieh gehütet, da kam einer zu ihm mit einem Hut voll Gold du hat´s ihm vorgehalten. Er aber hat nicht zugegriffen. Da hat das Mandl den Hut umgekehrt, und da ist Laub herausgefallen, dann ging das Mandl traurig weg.
Und einmal, da einer Kühe gehütet, in der Hollenzen. Da kommt er auf einmal zu einem Wand(t)l mit blankem Gold, und ein Hammer und ein Stemmeisen lagen dabei. Und wie er anpacken wollte, da schreit´s „die Kühe sind alle am Knotten. Er lässt den Hammer und das Stemmeisen und rennt davon. Wie er zurückkam, war alles verschwunden. Der Platz aber heißt heute noch das „Goldwantl“.
Aus St. Peter
Auf dem Sam
Ein Rücken, gut gerundet. Eine Steinformation, die irgendwie so ganz anders wirkt, wie alles, was da sonst so rumliegt. Ein Wunder ist das nicht, denn immerhin bekommen wir es auf dieser Tour oberhalb von St. Peter mir Riesen zu tun. Wer sonst könnte so etwas schaffen…
Das Riesengrab auf dem Sam
aus Leander Petzold, Sagen, Märchen und Schwänke aus Tirol
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Das hat mir meine Mutter erzählt.
Da oben über St. Peter ist ein Bergrücken, da heißt man`s „afn Sam“ dort haben die Petereggbaueren ihr Bergweisen. Und auf dem Sam, da ist noch ein Bergrücken, den heißt man Faden.
Einst sollen hier zwei Reisen gelebt haben. Der eine auf der Schattenseite, der andere auf der Sonnenseite des Tales. Und es war nur eine Riesen da, und beide hatten diese gern. Die Riesen sind so groß gewesen, dass sie mit einem Schritt über`s Tal gehen konnten.
Eines Tages sind die Beiden wegen der Riesin ins Raufen gekommen. Ausgerechnet der Riese, den die Riesin nicht mochte, hat den, den sie gern hatte überwältigt. Der geliebte Riese wurde auf dem Sam begraben. Der Bergrücken hat die Form wie ein langes Grab und ist eine halbe Stunde lang.
Auf dem Bergrücken soll die Geliebte gesessen haben und soll so geweint haben, dass darunter ein See entstanden ist. Das Gebiet heißt Notfeld und die Lacke heißt heute Notfeldlacke.
Die Welt ist voller Neid und Hass
Das antrische Loch auf dem Sam
aus Leander Petzold, Sagen, Märchen und Schwänke aus Tirol
Gelesen von Helga Plankensteiner und Michael Lösch
Oben auf dem Sam, oberhalb von St. Peter auf dem „Zirma,“ liegt ein kleiner See, die „Seala Locke.“In der Nähe führt ein Antrisches Loch in den Berg. Dort lebten früher die Antrischen Leute. Brauchten die antrischen Leute Milch, so stellten sie kleine Schüsselchen vor die Almhütten. Erhielten sie diese, so beschenkten sie die Senner mit kleinen „Goldbrecklan.“ Einmal aber belauschen die Antrischen Leute die Bauern, wie sie um kleine, belanglose Dinge stritten. Das verdross sie so sehr, dass sie den Sam mit den Worten „Die Welt ist voller Neid und Hass, man tretet gar ins hohe Gras“ für immer verließen.
Aus Prettau